Geschichte
Gegründet 1575 auf Anregung des Theologen, Pädagogen und Dichters Johannes Weidner, zählt die Ratsbibliothek heute über 5.250 Titel aus dem späten 15. bis zum 18. Jahrhundert. Erste Bücherkäufe in städtischem Auftrag lassen sich bereits ab 1484 nachweisen, später sind regelmäßige Neuerwerbungen belegt, darunter mehrere Privatbibliotheken.
Hauptzweck der Ratsbibliothek war es, juristische und staatsrechtliche Fachliteratur für die Ratsherren und höheren Beamten der reichsstädtischen Verwaltung bereit zu stellen. Daneben finden sich aber auch zahlreiche andere Fachgebiete wie Architektur, Theologie, Philosophie, Reisen, Alchemie, Astronomie oder Zoologie. Zu den Schätzen des Bestands gehören unter anderem frühe Ausgaben wichtiger Gesetzbücher, seltene geografische Werke, ein Alchemiebuch von 1512 oder frühe Drucke Martin Luthers und anderer Reformatoren. Prachtvolle Einbände, Eintragungen und sogar Karikaturen erinnern an frühere Besitzer.
Beim Stadtbrand von 1728 fielen große Teile der Kernstadt den Flammen zum Opfer, darunter auch das alte Rathaus am Hafenmarkt – die Ratsbibliothek überstand den Brand. 1945 wurde ihr neuer Standort, das 1735 erbaute, barocke Rathaus am Marktplatz, von Bomben getroffen und brannte aus. Dank der massiven Steingewölbe im Untergeschoss blieb die Bibliothek erhalten. Allerdings führte eintretendes Löschwasser zu Schäden an Einrichtung und einigen Büchern. Der Bibliotheksraum wurde 1946/47 nach Plänen von Eduard Krüger im Barockstil neu eingerichtet.
„Die Geschichte der Ratsbibliothek zeigt nicht nur die Bemühungen um eine geordnete Verwaltung und die Bedeutung von Bildung für die städtische Elite, sondern auch die Grenzen des Zugangs zu Wissen in der Frühen Neuzeit“, so Elisabeth Fischer, Leiterin des Stadtarchivs. Anlässlich des Jubiläums 2025 beleuchtet die Ausstellung „450 Jahre Ratsbibliothek“ des Stadtarchivs in Zusammenarbeit mit dem Hällisch-Fränkischen Museum, die Ratsbibliothek und die Bildungsgeschichte der Frühen Neuzeit.